Edelstahl rostet nicht – ist dies nur ein Mythos?
NEIN – das ist kein Mythos, aber nicht jeder Edelstahl ist für jeden Anwendungsbereich gleich gut geeignet. Betrachtet man z.B. Handläufe und Geländer aus Edelstahl, welche im Eigenheim zur Anwendung kommen, werden dafür schon recht unterschiedliche nichtrostende Stähle benötigt. Nur so kann gewährleistet werden, dass Sie auch noch nach vielen Jahren Freude an ihrem Handlauf oder dem Edelstahl Geländer haben.
Nichtrostende Stähle reagieren sehr unterschiedlich auf Umwelteinflüsse. Chloride und Schwefeldioxid, welche wir im Außenbereich nicht ausschließen können, haben Einfluss auf die Beständigkeit und das optische Erscheinungsbild der nichtrostenden Stähle.
Die nachfolgenden Informationen sind langweilige und trockene Werkstoffkunde, aber ...
... BITTE informieren Sie sich vor der Auftragsvergabe darüber, welcher der richtige Werkstoff für ihr Vorhaben ist!
Edelstahl im Wohnbereich

Materialkombinationen Edelstahl - Holz sollten in der Korrosionswiderstandklasse I vermieden werden, da Holz einen pH Wert kleiner 5 (SH2 - leicht sauer) haben kann und eine Korrosion nicht ausgeschlossen werden kann.
In Bereichen, wo mit einem Feuchtigkeitsgehalt größer 90% zu rechnen ist, sind Werkstoffe der Korrosionswiderstandsklasse II einzusetzen. (z.B. Werkstoff X5CrNi18-10 = 1.4301 oder X2CrNi18-19 = 1.4307)
Materialkombinationen zwischen Edelstahl - Holz sind in der Korrosionswiderstandsklasse II kein Problem.
Edelstahl im Außenbereich (ländliche Gegend)

Folgende Punkte sollten bei der Werkstoffauswahl jedoch berücksichtigt werden.
Die Chloridbelastung sollte in der Umgebung gering sein (SC0-gering) bzw. maximal im mittlern Bereich (SC1-mittel) liegen. Der Abstand zum Meer sollte mindestens 10 km, der Abstand zu größeren Städten mindestens 5 km betragen.
Bitte denken Sie daran, dass Chloride immer noch in großen Mengen als Auftausalze im Straßenverkehr zur Anwendung kommen und diese im Anschluss durch den Menschen im Bodenbereich weiter verteilt werden.
Eine weitere Belastung kann durch Schwefeldioxid (SO2) entstehen, welches vor allem bei der Verbrennung von schwefelhaltigen fossilen Bennstoffen wie Kohle und Erdölprodukten entsteht. Eine Belastung von 10 µg/m3 (SR0) sollte auf keinen Fall übrschritten werden.
Bei den nichtrostenden Stählen der Korrosionswiderstandsklasse II ist davon auszugehen, dass bei der Oberfläche, welche der Bewitterung ausgesetzt ist, keine Veränderungen zu erwarten sind. Auf der abgewandten Seite können leichte Oberflächenverfärbungen nicht immer ausgeschlossen werden. Sehr fein geschliffene Oberflächen (z.B. Korn 600 geschliffen) sind korrosionsbeständiger als rauh geschliffene Oberflächen (z.B. Korn 240 geschliffen). Ein regelmäßiges Reinigen der Oberfläche trägt dazu bei, einen guten dekorativen Zustand zu erhalten.
Edelstahl im Außenbereich (Stadt)

Entscheidend ist der Schwefeldioxidgehalt (SO2) in der Luft. Liegt eine geringe Belastung (SR0 = kleiner 10 µg/m3) vor, sind nichtrostende Stähle der Korrosionswiderstandsklasse II noch ausreichend (z.B. Werkstoff X5CrNi18-10 = 1.4301 oder X2CrNi18-19 = 1.4307).
Die Chloridbelastung sollte in der Umgebung gering (SC0-gering), maximal im mittlern Bereich (SC1-mittel) liegen. Der Abstand zum Meer sollte mindestens 10 km betragen.
Bitte denken Sie daran, dass Chloride immer noch in großen Mengen als Auftausalze im Straßenverkehr zur Anwendung kommen und diese im Anschluss durch den Menschen im Bodenbereich weiter verteilt werden.
Bei einer zu hohen Schadstoffbelastung können sich die Oberflächen leicht verfärben, ein regelmäßiges Reinigen der Oberflächen mindert das Risiko von Verfärbungen. Glatte und sehr fein geschliffene Oberflächen (z.B. Korn 600 geschliffen) sind korrosionsbeständiger als rauhere Oberflächen (z.B. Korn 240 geschliffen).
Bei einem Schwefeldioxidgehalt ab 10 µg/m3 bis 90 µg/m3 (SR1-mittel) bzw. einer hohen Chloridbelastung (SC2-hoch) sind nichtrostende Stähle der Korrosionswiderstandsklasse III erforderlich (z.B. Werkstoff X2CrNiMo17-12-2 = 1.4404 oder X6CrNiMoTi17-12-2 = 1.4571).
Ein regelmäßiges Reinigen dieser Werkstoffe ist aus Gründen des Korrosionsschutzes nicht erforderlich, bei dekorativen Bauteilen wird dies jedoch empfohlen.
Empfehlung: Bauteile die nach der Montage nicht mehr zugänglich sind, sollten grundsätzlich in der Korrosionswiderstandsklasse III ausgeführt werden.
Edelstahl im Außenbereich (Industrie)

Die meisten nichtrostende Stähle der Korrosionswiderstandaklasse III verhalten sich in industrieller Atmosphäre gut und zeigen nur sehr leichte Verfärbungen, welche jedoch durch regelmäßiges Reinigen vermieden werden können.
Bei einer Schwefeldioxidbelastung über 90 µg/m3 (SR2-hoch) sind nichtrostende Stähle der Korrosionswiderstandsklasse V erforderlich (z.B. Werkstoff X1NiCrMoCuN25-20-7 = 1.4529).
Edelstahl im Außenbereich (Küstenregionen)

Ein Einsatz nichtrostende Stähle der Korrosionswiderstandsklasse II sollte auf jeden Fall vermieden werden, da eine Spalt- und Lochkorrosion nicht ausgeschlossen werden kann.
Bei einer Entfernung größer 5 km zum Meer, können nichtrostende Stähle der Korrosionswiderstandsklasse III zur Ausführung kommen. (z.B. Werkstoff X2CrNiMo17-12-2 = 1.4404 oder X6CrNiMoTi17-12-2 = 1.4571)
In unmittelbarer Küstennähe wird von einer sehr hohen Belastung (SC3-sehr hoch) ausgegangen, hier sind nichtrostende Stähle der Korrosionswiderstandsklasse IV erforderlich (z.B. Werkstoff X2CrNiMoN17-13-5 = 1.4439 oder X1NiCrMoCu25-20-5).
Edelstahl im Schwimmbad

Werkstoffe der Korrosionswiderstandklasse II (z.B. Werkstoff X5CrNi18-10 = 1.4301 oder X2CrNi18-19 = 1.4307) sollten hier nur zum Einsatz kommen, wenn der Chlorgehalt im Wasser unter 200 mg/l liegt. Auf Bauteilen, welche nicht ständig umspült werden (Überlaufrinnen, Teilbereiche von Treppen) kann das Antrocknen von Schwimmbadwasser zu Ablagerungen und zu einer Anreicherung von Chloriden führen. Bei einer unzureichenden Reinigung führt dies zu ersten braunen Flecken, dem Beginn der Korrosion. Bauteile mit Fugen und Stößen sind in diesen Bereichen besonders gefährdet.
Bei einem privaten Schwimmbad ist von einem Chlorgehalt von 500 mg/l bis 1000 mg/l auszugehen, in diesem Bereich empfehlen wir molybdänlegierte Werkstoffe der Korrosionswiderstandsklasse III (z.B. Werkstoff X2CrNiMo17-12-2 = 1.4404 oder X6CrNiMoTi17-12-2 = 1.4571).
In geschlossenen Schwimm- und Solebädern ist von bedeutend höheren Chloridgehalten auszugehen, Wassertemperaturen von über 30° verstärken zusätzlich die chemische Aggressivität. Wir empfehlen hier unter Berücksichtigung des Einsatzortes Werkstoffe der Korrosionswiderstandsklasse IV (z.B. X2CrNiMoN22-5-3 = 1.4462, X2NiCrMoCu25-20-5 = 1.4539).
Ist eine regelmäßige Reinigung der Edelstahloberflächen in einem geschlossenem Schwimmbad nicht möglich bzw. gewährleistet, empfehlen wir Werkstoffe der Korrosionswiderstandsklasse V (z.B. X2NiCrMoCuN25-20-6 = 1.4529). Auf Grund des hohen Gehaltes an Legierungselementen hat dieser Werkstoff eine deutlich höhere Korrosionsbeständigkeit als Chrom-Nickel-Molybdän-Werkstoffe.
(Technische Änderungen vorbehalten.)